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Konkret - Konstruktiv - Minimal
Leseprobe

Eine ganze Reihe zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler nutzt wie selbstverständlich die Ikonen konkret-konstruktiv-minimalistischer Kunst für ihre Arbeit, ohne sich allzu viele Gedanken darüber zu machen, was kunsthistorisch dahinter steckt und welche theoretischen Überlegungen diesen Bildwerken ursprünglich zugrunde lagen. Als geistiges Allgemeingut und visuelles Ideenreservoir zur Verfügung stehend, finden immer wieder einzelne Bildelemente der oben genannten oder anderer Vordenker, herausgelöst aus ihrem historischen Kontext, auf relativ unbekümmerte Art und Weise Eingang in die zeitgenössische Kunst.
Malewitsch wollte mit seinem schwarzen Quadrat die Kunst vom Gewicht der figurativen Interpretation befreien. Ihm ging es um „die Empfindung der Gegenstandslosigkeit und der Leere“. Hannah Stippl geht es in ihren farbig-monochrom ausgeführten Bilderserien der letzten Jahre auch um eine Art Leere, die aber eher Wortlosigkeit einerseits und Bildgewaltigkeit des Fotos andererseits betont. Wenn die Künstlerin ganze Zeitungsseiten schwärzt bzw. übermalt, will sie die Leere im Hinblick auf ein Gefühl der Fassungslosigkeit visualisieren. Stippl versucht den Konstruktionscharakter medial erzeugter Wirklichkeit als Problem zu erfassen und macht auf die gängige Praxis der printmedialen selektiven Informationsweitergabe aufmerksam.
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aus dem Katalog "Konkret - Konstruktiv - Minimal" von Hartwig Knack