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Markus Redl
Bathos

Leseprobe

Dieter Ronte schrieb über die österreichische Skulptur, sie sei unter anderem »expressiv, also ausdrucksvoll – aber nicht expressionistisch; Konstrukt als ästhetische Parallelaktion, aber nicht als virulente Ausformung mathematischer Logik; Metapher der Gefühle, aber nicht Gefühl der Metapher. Abbrechend im Sinne der Durchbrechung, aber nicht von revolutionärer In-Frage-Stellung der Traditionen. Physiognomisch, aber nicht destruktiv, konstruktiv, aber nicht dekonstruktiv.«
Die Frage, ob die österreichische Skulptur der Gegenwart tatsächlich mit spezifischen Charakteristika beschrieben werden kann, steht angesichts der Vielfältigkeit der Kunstszene in Österreich, die sowohl durch nationale wie auch internationale Künstler geprägt wird, zur Diskussion. Faktum ist, dass die Figur erneut eine wichtige Rolle in den skulpturalen Konzepten spielt – und in Anbetracht des Werkes von Markus Redl durchaus in einem expressiven, ausdrucksvollen Sinn, jedoch unter steter Infragestellung der Tradition. Mit seinen Steinskulpturen stellt der 1977 in Klosterneuburg geborene Markus Redl das Körperliche in einen neuen Kontext und bricht radikal mit den ästhetisierenden Zuschreibungen an das Material. Markus Redl setzt körperliche Konzepte in Stein um, die nicht den damit verbundenen Rezeptionsgewohnheiten entsprechen. Von 1998 bis 2004 studierte der Künstler an der Wiener Universität für angewandte Kunst. Bereits damals war Stein eines seiner bevorzugten Materialien. Später entstanden auch Bronzeskulpturen und zum Teil großformatige Zeichnungen. Dem Elitären des Materials versuchte er stets etwas entgegenzusetzen. Lapidar benennt er manche Skulpturen daher mit Titeln wie Stein 02 2 [Na danke]. »Der Geniekult«, so Markus Redl, »der gerade mit dem Marmorstein verbunden ist, geht mir auf die Nerven. Er entspricht nicht dem Umgang der Arbeiter im Steinbruch mit dem Material noch meiner Intention, dieses als selbstverständlich in der Gegenwartskunst zu verwenden. Natürlich ist der Stein teuer, und es braucht auch lange, ihn zu bearbeiten, etwas, das dem Betrieb der Kunstszene und den Erwartungshaltungen an die Produktivität eines Künstlers natürlich nicht entspricht.«

 

aus Markus Redl von Silvie Aigner